„The Greatest Show on Grass“
Die Waste Management Phoenix Open sind kein Turnier wie jedes andere. Sie sind das Golf-Event mit den meisten Fans und der besten Stimmung der Saison. Etwa 500.000 Zuschauer kommen Jahr für Jahr in den TPC Scottsdale und feiern vor allem am legendären Loch 16 eine wilde Party, wie sie die Golf-Welt sonst nicht kennt. Sky überträgt das einzigartige Turnier exklusiv live und in HD. Kommentar: Jonas Friedrich.
Das Turnier
Herzlich willkommen bei der „Greatest Show on Grass“. Genau so werden die Waste Management Phoenix Open genannt. Und das nicht zu Unrecht. Das Turnier, das 1932 als Arizona Open seine Premiere feierte, hat im Turnierkalender der US-Tour eine absolute Ausnahmestellung. Mit etwa 500.000 Zuschauern an den vier Tagen sind die Phoenix Open das bestbesuchte und stimmungsvollste Turnier des Jahres. Allein am Samstag pilgern regelmäßig rund 180.000 Fans auf die Anlage. Und die meisten von ihnen kommen nicht, um sich in aller Ruhe ein Golf-Turnier anzuschauen. Sie wollen stattdessen Teil des Events sein und sich lautstark bemerkbar machen. So entsteht eine einzigartige Atmosphäre, die für Golf-Puristen sicher gewöhnungsbedürftig ist.
Vor allem an Loch 16 kocht die Stimmung häufig über. Dort drängen sich etwa 20.000 Zuschauer auf extra erbauten Tribünen, die fast um die gesamte Bahn herumreichen. Die Fans trinken Bier, feiern und bejubeln die Spieler. Oder auch nicht. „Da hoffst du bloß, dass du das Grün triffst, damit du nicht ausgebuht wirst“, sagt Charley Hoffmann, der 2009 im Stechen gegen Kenny Perry verlor. Hoffmann liebt das Turnier, ihm macht es „Spaß, dort Golf zu spielen“. Allerdings nehmen nicht alle Pros die Publikumsreaktionen so locker wie er. Justin Leonard zeigte den Zuschauern einst sogar den Stinkefinger, als die nach einem miesen Schlag buhten.
Um bei den Phoenix Open bestehen zu können, muss man sich also voll auf die besonderen Umstände des Turniers einlassen. Wem das am besten gelingt, der erhält 1.170.000 US-Dollar von den 6,5 Millionen Dollar Gesamtpreisgeld.
Der Platz
Mitte der 80er Jahre wollten die Veranstalter der Phoenix Open ihr Turnier ausbauen und vergrößern. Der damalige Austragungsort, der Phoenix Country Club, war ihnen zu klein geworden. Sie suchten daher nach einem geeigneten Stück Bauland für einen neuen, großzügigeren Golfplatz und fanden es in Scottsdale. Dort begannen sie 1986 damit, einen Stadionkurs zu errichten. Die Architekten Tom Weiskopf und Jay Morrish sollten sich dabei am Vorbild des TPC Sawgrass orientieren und einen Kurs schaffen, bei dem die Zuschauer eine perfekte Sicht auf das Turniergeschehen haben. Ein Jahr später feierte der TPC Scottsdale seine Premiere als Austragungsort der Waste Management Phoenix Open.
Das bekannteste Loch des Platzes ist die Nummer 16. Dabei ist das Par-3 sportlich keine herausragende Spielbahn, sondern eigentlich eher einfach. Zumindest auf den Proberunden. Die Schwierigkeit liegt darin, im Wettkampf mit der Stadionatmosphäre im „Coliseum“ umzugehen.
Bei der Gestaltung des Platzes wurde vor allem darauf geachtet, eine gute Balance zwischen gut spielbaren und doch anspruchsvollen Bahnen zu finden. Beispielhaft dafür stehen die letzten vier Löcher, bei denen die Profis in Versuchung gebracht werden, ein höheres Risiko einzugehen. Dadurch sieht man hier viele Birdies aber mindestens genauso viele Bogeys, wenn das Risiko zu hoch war.
Der Kurs schlängelt sich am Fuße der McDowell Mountains durch die schroffe Landschaft der Sonora-Wüste. 72 zum Teil tiefe Bunker sind auf den Fairways und rund um die Grüns verteilt. Die sind recht groß und schnell und haben einige Wellen. Wasser kommt an sechs Löchern ins Spiel, davon an drei der letzten vier Löcher.
Der Titelverteidiger
Brooks Koepka hat einen ungewöhnlichen Werdegang für einen US-amerikanischen Golfer. Nach seiner Zeit auf dem College, als er für die Florida State University spielte, startete er seine Profi-Karriere 2012 auf der europäischen Challenge Tour anstatt auf einer der kleineren US-Touren. Seinen ersten Sieg feierte er bereits im ersten Jahr und mit drei Siegen innerhalb von acht Wochen im Sommer 2013 erspielte er sich seine Tour-Karte für die European Tour, auf der er im November 2014 bei den Turkish Airlines Open seinen ersten großen Erfolg feierte.
Den Fans in den USA war er da schon bekannt, da er sich mit Platz vier bei den U.S. Open 2014 die Karte für die US-Tour verdient hatte. Vor einem Jahr dann glückte ihm auch in der Heimat der endgültige Durchbruch mit seinem Sieg bei den Waste Management Phoenix Open. Mit einem Eagle-Putt aus 15 Metern auf der 15 zog er mit dem Führenden Martin Laird gleich. „Ich hatte bis dahin jeden langen Putt zu kurz gelassen“, erinnert sich Koepka, „vor dem habe ich zu meinem Caddie gesagt: ‚Den werde ich jetzt versenken.‘“ Es war der entscheidende Schlag zum Sieg, da Laird auf der 17 und 18 einbrach und alle anderen Konkurrenten nicht mehr an hin herankamen.
Die Favoriten
Das prominent besetzte Feld wird angeführt vom Weltranglistenvierten Rickie Fowler und dem dreimaligen Champion Phil Mickelson. Als ehemaliger Absolvent der Arizona State University ist Mickelson einer der absoluten Fan-Favoriten in Scottsdale.
Zu den Siegkandidaten zählen außerdem Titelverteidiger Koepka, Brandt Snedeker, der jüngst die Farmers Insurance Open gewann, sowie Bubba Watson. Die aktuelle Nummer fünf der Welt und zweimalige Masters-Champion kam in den vergangenen beiden Jahren jeweils auf Platz zwei und will endlich einen Rang besser abschneiden.
Der deutsche Teilnehmer
Alex Cejka bleibt der Marathon-Mann. Der 45-Jährige hat bislang noch kein Turnier verpasst und tritt im TPC Scottsdale die fünfte Woche in Folge an. Bei den Farmers Insurance Open in der vergangenen Woche verpasste er den Cut. In Scottsdale geht er an den ersten beiden Tagen mit Russell Henley und Nick Watney zusammen auf die Runde.