Auftakt zur Final Series
Mit den Turkish Airlines Open beginnt in dieser Woche die Final Series auf der European Tour. Der Start in den Saisonendspurt zieht Stars wie Masters Champion Danny Willett, die Ryder-Cup-Starter Lee Westwood und Andy Sullivan, den zweifachen Sieger und Titelverteidiger Victor Dubuisson oder Bernd Wiesberger nach Belek. Auch Maximilian Kieffer und Marcel Siem sind im Regnum Carya Golf & Spa Resort dabei. Sky überträgt die Turkish Airlines Open täglich exklusiv live und in HD. Kommentar: Adrian Grosser.
Das Turnier
Die Türkei hat große Ziele. Das Land will sich im internationalen Sport einen Namen machen. Bei der Bewerbung um die Olympischen Spiele 2020 ist Istanbul zwar gescheitert und auf die Ausrichtung der Halbfinals und des Endspiels der Fußball-EM im selben Jahr hat die Stadt verzichtet. Dafür bewirbt sich die Türkei um die EM 2024. Das sind allerdings noch Zukunftsträume, die Vergabe ist erst 2018.
Keine fernen Visionen, sondern sportliche Realität sind dagegen die Turkish Airlines Open. Bereits zum vierten Mal findet das Turnier statt. 78 Spieler haben sich für das Auftaktevent der 2013 eingeführten Final Series qualifiziert. Mit sieben Millionen US-Dollar (ca. 6.367.00 Euro) ist die Veranstaltung extrem hoch dotiert. Allein der Sieger erhält über eine Million Euro. Zusätzlich bekommt er 1.333.000 Punkte für das Race to Dubai gutgeschrieben. Der Endspurt um die Harry Vardon Trophy für den Jahresbesten ist damit eröffnet.
Der Platz
Dass der Weg der Türkei zu steigender sportlicher Bedeutung mit Golf beginnt, passt gut, denn das Land ist längst ein Golf-Eldorado. Touristen aus aller Welt schätzen neben den herrlichen Stränden und den jahrhundertealten Kulturgütern auch die hervorragenden Golfplätze der Türkei. Die Hochburg ist die Gegend rund um Belek, östlich von Antalya. Hier finden sich auf einer Küstenlinie von etwa 25 Kilometern ein Dutzend Klubs mit etwa 20 Kursen.
Unter den vielen exzellenten Anlagen sticht ein Kurs aufgrund seines Designs heraus. Für den Championship Course des Carya Golf Club nahm sich Peter Thompson viel vor. Der fünfmalige Open Champion wollte einen Platz nach dem Vorbild traditioneller englischer Kurse wie Sunningdale oder Berkshire errichten. Thompson war überzeugt, dass sich die Landschaft hervorragend dafür eigne, einen Platz nach Art „der berühmten Heideland-Kurse rund um London“ zu bauen, „die ich zu den besten Plätzen der Welt zähle“.
Das ehrgeizige Unterfangen gelang tatsächlich. In Baumschulen wurden dafür extra eine Million Heidepflanzen großgezogen, die zusätzlich zur bereits bestehenden Heide angepflanzt wurden und neben 75 geschickt platzierten Bunkern den Lauf der Löcher prägen. Die langen und leicht hügeligen Fairways werden von Pinien und Eukalyptusbäumen gesäumt und geben dem Platz eine mediterrane Note. Der Kurs misst 6.517 Meter und hat ein Par von 71.
Der Titelverteidiger
Mit zwei Birdies auf den letzten beiden Löchern überholte Victor Dubuisson bei den Turkish Airlines Open noch seinen Konkurrenten Jaco van Zyl und sicherte sich nach 2013 den zweiten Sieg in der Türkei. Für den Franzosen war es ein unheimlich wichtiger Erfolg, denn er hatte aus „persönlichen Gründen“ 2015 nur wenige Turniere spielen können und darüber sein Selbstbewusstsein „komplett verloren“, wie er offen zugab. Manchmal habe er gedacht, „dass mein Spiel niemals wieder zurückkommen“ würde, denn „ich habe einfach jeden Schlag verpatzt“.
Vor der Finalserie machte er sich allerdings leichte Hoffnungen, seine Krise überwinden zu können. Er habe sein Spiel analysiert und festgestellt, „es hat alles mit dem Putten zu tun“. In der Türkei habe er schließlich gespürt, dass „mein Spiel wieder da ist“. Auf der Finalrunde ließ er sich dann selbst von einem Doppel-Bogey auf der fünf nicht verunsichern. „Ich habe versucht, mich wieder zu konzentrieren und habe auf den hinteren neun wirklich gut gespielt“, freute sich Dubuisson.
Die Favoriten
Mit 3.581.897 Punkten liegt Danny Willett im Race to Dubai auf Platz zwei, knapp 300.000 Punkte hinter Henrik Stenson und gut 700.000 Punkte vor dem letztjährigen Gewinner der Harry Vardon Trophy Rory McIlroy. In Abwesenheit seiner beiden größten Konkurrenten will der aktuelle Masters Champion viele Punkte gutmachen. Bei seinen beiden letzten Starts im Oktober landete er zwar weit abgeschlagen im Feld, davor belegte er jedoch Rang zwei bei den Italian Open. Mit dem 29-Jährigen ist also immer zu rechnen.
Gleiches gilt für Padraig Harrington. Der dreifache Major-Sieger hatte nach seinen Triumphen bei der Open 2007 & 2008 sowie der PGA Championship 2008 jahrelang nichts mehr gerissen, ehe er im Vorjahr plötzlich das Honda Classic auf der US Tour gewann und vor zwei Wochen das Portugal Masters. In Vilamoura konnte er sich vor allem auf sein kurzes Spiel verlassen. „Ich habe immer die Fahne angegriffen und versucht, Birdies zu machen. Selbst wenn ich den Ball nicht gut getroffen habe, wusste ich, dass ich mich auf mein kurzes Spiel verlassen konnte.“ Das könnte auch in dieser Woche die passende Taktik für den Iren sein.
Zwei Spieler, die aufgrund ihrer Spielstärke und aktuellen Form zu den Top-Favoriten zählen, sind Tyrrell Hatton und Bernd Wiesberger. Weitere aussichtsreiche Kandidaten sind Andy Sullivan, Scott Hend, Sören Kjeldsen, Tommy Fleetwood und Andrew Johnston.
Die deutschen und österreichischen Teilnehmer
Mit Maximilian Kieffer und Marcel Siem sind zwei Deutsche bei der Turkish Airlines Open dabei. Damit die Playoffs und damit die Saison für sie weitergeht, brauchen sie jeweils ein Top-Ergebnis. Für die kommende Nedbank Challenge qualifizieren sich nur die Top-75 des Race to Dubai. Das bedeutet, dass Siem und Kieffer noch sieben bzw. neun Plätze gutmachen müssen. Siem spekuliert, dass er in der Türkei „mindestens ein Top-20“ benötigt, um nach Sun City in Südafrika fliegen zu dürfen. Er werde „hart kämpfen, um die Saison vielleicht doch noch irgendwie gut zu beenden“, verspricht der 36-jährige Rheinländer. Es ging immerhin schon mal gut los im Carya Golf Club: Auf seiner ersten Proberunde gelang ihm auf der acht ein Hole-in-one.
Aus Österreich ist Bernd Wiesberger dabei. Die aktuelle Nummer zwölf im Race to Dubai könnte mit einem Sieg bis auf Rang vier vorstoßen.