Die Jagd nach dem goldenen Krummdolch
Die marokkanische Hauptstadt Rabat ist Schauplatz der Trophée Hassan II. Titelverteidiger Jeunghun Wang führt ein prominent besetztes Feld an, in dem auch sechs Deutsche zu finden sind. Darunter mit Marcel Siem der Sieger von 2013 und mit Florian Fritsch einer, der mit dem Auto anreist und sich auf seine Saisonpremiere freut. Sky zeigt das Turnier exklusiv live und in HD. Kommentar: Adrian Grosser.
Das Turnier
Marokko kann auf eine über einhundertjährige Golf-Geschichte zurückblicken. Bereits 1914 wurde in Tanger der erste Golf-Klub des Landes gegründet. Zum 44. Mal seit 1971 richtet das nordafrikanische Königreich in dieser Woche die Trophée Hassan II aus, die seit 2010 fester Bestandteil der European Tour ist. In diesem Jahr wurde das Preisgeld deutlich von 1,5 auf 2,5 Millionen Euro angehoben. So lockt das Turnier noch mehr Top-Spieler an. Die kommen aber auch schon wegen des Austragungsortes gerne nach Marokko. Zudem erhält der Sieger in Rabat neben dem Preisgeld von über 400.000 Euro zusätzlich einen juwelenbesetzten goldenen Krummdolch überreicht.
Der Platz
Nach fünf Jahren in Agadir zog die Trophée Hassan II im vergangenen Jahr wieder zurück an ihren Ursprung in den Royal Golf Dar Es Salam in der Hauptstadt Rabat. Auf die Initiative des ehemaligen marokkanischen Königs Hassan II, nach dem das Turnier benannt ist, wurde Ende der 60er Jahre Robert Trent Jones mit der Gestaltung eines Platzes ganz in der Nähe von Rabat beauftragt. Der angesehene Golfplatzarchitekt schuf mit dem Red Course einen über 6.700 Meter langen Platz, der von Beginn an als Championship Course konzipiert war. Der Platz windet sich mit zahlreichen Doglegs an Bunkern und Wasserhindernissen vorbei durch einen Korkeichenwald und zwingt die Spieler dazu, sich an jedem Loch die richtige Strategie zu überlegen. Das herausragende Loch ist die Nummer neun, ein Par-3, das 172 Meter über einen See auf das Inselgrün gespielt werden muss.
Der Titelverteidiger
Mit drei sagenhaften Putts auf dem 18. Grün aus fünf, zehn und sechs Metern sicherte sich Jeunghun Wang bei der Trophee Hassan II seinen ersten Sieg auf der European Tour. „Ich kann mich nicht erinnern, wie ich auf den letzten drei Löchern geputtet habe“, erklärte der Südkoreaner nach seinem Playoff-Sieg gegen Nacho Elvira. Der von Platz sechs ins Finale gestartete Spanier hatte mit einer 69er Schlussrunde und einem Gesamtergebnis von fünf unter Par die Klubhausführung übernommen.
Der nach ihm spielende Wang benötigte auf dem Par5-Schlussloch ein Birdie, um mit Elvira gleichzuziehen. Unter Druck musste er seinen Putt aus gut fünf Metern lochen. Der damals 20-Jährige tat es und notierte eine 70 für ein Gesamtresultat von ebenfalls fünf unter Par. Das Stechen musste die Entscheidung bringen. Und da sah der Spanier zunächst wieder wie der Sieger aus, nachdem er das Grün der 18 mit dem zweiten Schlag erreicht hatte, während Wang Probleme hatte.
Der Südkoreaner brauchte dringend ein Birdie. Der Putt zum Birdie war allerdings deutlich länger als auf der regulären 72. Bahn. Aus etwa zehn Metern musste Wang einlochen. „Ich habe nur versucht, das Birdie zu machen. Ich habe an nichts gedacht, sondern einfach geputtet“, berichtete Wang. Und sein Ball fand tatsächlich das Ziel. Weil Elvira anschließend seine Siegchance beim Eagle-Putt nicht nutzen konnte, ging es erneut zurück zum Abschlag der 18. Und erneut puttete Wang zum Birdie. Diesmal allerdings aus „nur“ sechs Metern. Dafür aber zum Sieg. Und natürlich versenkte er auch diesen Putt. „Ich bin begeistert, ich denke, ich kann heute Nacht nicht schlafen“, freute sich Wang über seinen ersten Sieg auf der European Tour.
Das Feld
Titelverteidiger Jeunghun Wang führt das Feld in Rabat an. Der mittlerweile 21-jährige Südkoreaner hat nur eine Woche nach seinem Sieg in Rabat auch die AfrAsia Bank Mauritius Open gewonnen. Seinen bislang größten Erfolg feierte er im Januar mit dem Sieg beim Commercial Bank Qatar Masters. In der Weltrangliste machte er dadurch einen Sprung von Platz 133 bis auf 39. Mittlerweile belegt er Rang 47.
Wangs prominenteste Herausforderer sind Joost Luiten, Matteo Manassero, Victor Dubuisson, Pablo Larrazabal, Nicolas Colsaerts, Robert Rock und Jamie Donaldson.
Deutschland ist mit sechs Spielern in Rabat vertreten. Und einer von ihnen hat sogar schon den wertvollen Krummdolch in seinem Besitz: Marcel Siem hat das Turnier 2013 gewonnen, damals allerdings im Golf du Palais Royal von Agadir. Außerdem sind Maximilian Kieffer, Bernd Ritthammer, Alexander Knappe, Sebastian Heisele und Florian Fritsch dabei. Für Fritsch ist es der erste Einsatz in diesem Jahr. Der 31-Jährige leidet unter Flugangst und spielt nur bei solchen Turnieren mit, die er mit dem Auto erreichen kann. Fritsch bereitet sich an der Algarve auf seine Saisonpremiere vor. Von dort braucht er noch etwa zehn bis zwölf Stunden bis nach Rabat.