Wer ist der nächste Zehn-Millionen-Dollar-Mann?
Am Finalsonntag der Tour Championship wird der unglaubliche Betrag von zehn Millionen US-Dollar an den Sieger des FedExCup ausgeschüttet. 30 Golfer besitzen noch die Chance auf diese astronomische Summe, fünf von ihnen haben es selbst in der Hand, ihren Kontostand um 10.000.000 US-Dollar zu erhöhen. Sky überträgt die Tour Championship vom 22. bis 25. September täglich exklusiv live aus dem East Lake Golf Club in Atlanta. Kommentar: Carlo Knauss und Adrian Grosser.
Das Turnier
Im Jahr 1987 wurde die Nabisco Championship als offizielles Finale der US-Saison eingeführt. Das Turnier fand ursprünglich Anfang November statt und nur die 30 Top-Spieler der Geldrangliste waren dafür qualifiziert. Erster Sieger der Veranstaltung war Tom Watson, der damals 360.000 US-Dollar für den Sieg erhielt und mit insgesamt 616.351 Dollar auf Platz fünf der Jahresgeldrangliste landete.
Bis ins Jahr 2006 blieben die Regeln nahezu gleich, nur der Name änderte sich zwischenzeitlich in The Tour Championship und das Preisgeld kletterte rasant in die Höhe. Als Adam Scott das Turnier 2006 gewann, erhielt er dafür bereits 1.170.000 Dollar und mit einem Jahresverdienst von knapp fünf Millionen Dollar belegte der Australier Rang drei der Geldrangliste. Auf der wäre Watson mit seinen 616.351 Dollar übrigens nur auf Platz 132 gelandet.
Mit der Einführung des FedExCup ein Jahr später rutschte die Tour Championship von ihrem angestammten November-Termin in den September vor und nicht mehr die Geldrangliste entschied über die 30 Teilnehmer, sondern das neu geschaffene Punktsystem des FedExCup-Rankings. Und mehr Geld gab’s natürlich auch wieder, nämlich den damals noch unvorstellbaren Jackpot von zehn Millionen US-Dollar für den Gesamtsieger des FedExCup. Hinzu kommen weitere 25 Millionen Dollar Bonuszahlungen sowie das Preisgeld für das Turnier selbst, das auch stattliche 8,5 Millionen Dollar beträgt, wovon der Sieger 1.530.000 Dollar erhält.
Der Platz
Im Jahr 1998 war der East Lake Golf Course in Atlanta erstmals Austragungsort der Tour Championship. Zunächst fand das Turnier dort alle zwei Jahre im Wechsel mit dem Champions Golf Club in Houston statt. Seit 2004 ist East Lake alleiniger Schauplatz des FedExCup-Finales.
Der Club ist neben der Tour Championship vor allem dafür bekannt, dass er der Heimatverein von Bobby Jones war, einem der größten Golfer aller Zeiten, der 1930 als erster und einziger Spieler den Grand Slam vollendete, indem er die U.S. Open, die Open Championship, die U.S. Amateur und die British Amateur in einem Kalenderjahr gewann. Nach diesem historischen Triumph beendete er im Alter von 28 Jahren seine Karriere.
Der Kurs des East Lake GC wurde bereits im Jahr 1908 eröffnet. Nur fünf Jahre später überarbeitete der berühmte Golfplatzarchitekt Donald Ross den Platz, der für den Ryder Cup 1963 erneut komplett neu gestaltet wurde. In der Folgezeit litt der mitten in der Stadt gelegene East Lake GC unter dem sozialen und wirtschaftlichen Verfall seiner Umgebung. Erst zu Beginn der 90er Jahre begann der erneute Aufstieg des Vereins, nachdem eine Stiftung ihn übernommen hatte, um ihn als Andenken an Bobby Jones zu revitalisieren. In diesem Zusammenhang wurde der Golfplatzarchitekt Rees Jones damit beauftragt, den Platz im Sinne des ursprünglichen Designs von Donald Ross zu restaurieren.
Dabei achtete Rees Jones nicht nur darauf, den typischen Stil von Ross wieder hervorzubringen, sondern auch den Anforderungen an das moderne professionelle Turnier-Golf gerecht zu werden. Herausgekommen ist ein 6.680 Meter langer Par-70-Platz mit leicht welligen Fairways, eher wenigen, dafür umso tieferen Bunkern, harten und schnellen Grüns sowie dem zentral gelegenen East Lake, der an fast der Hälfte der Löcher ins Spiel kommt.
Der Titelverteidiger
Jordan Spieth bereitete sich auf die Tour Championship im vergangenen Jahr „wie auf ein Major“ vor. Er war einer der wenigen Spieler, die bereits am Montag vor Turnierbeginn in Atlanta eintrafen. Einen Tag zuvor hatte er die Weltranglistenführung an Jason Day verloren und das sorgte bei ihm für zusätzliche Motivation. „Er hat eine der besten Saisons der Golf-Geschichte gespielt und hatte einfach das Gefühl, dass er sie mit einem Ausrufezeichen beenden sollte“, erklärte Spieth' Caddie Michael Greller.
In East Lake trainierte er vor allem sein kurzes Spiel und versuchte, sich auf das Bermuda-Gras der Grüns einzustellen. Das zahlte sich aus. „Er hat phänomenal geputtet, das war eine Demonstration auf den Grüns“, musste Spieth' Flightpartner Henrik Stenson eingestehen, der dieser Vorstellung aus nächster Nähe beiwohnen durfte. Der Schwede war mit einem Schlag Rückstand auf die Schlussrunde gegangen und hatte den Vorteil nach sechs Löchern egalisiert. Zwei Löcher später lag Spieth wieder in Führung und zwar gleich mit zwei Schlägen. Stenson schlug auf der acht den Ball erst in die Bäume und dann in den Grün-Bunker und konnte das Bogey nicht verhindern, während Spieth ein Birdie notierte. Eine Chance zu verkürzen bot sich Stenson noch einmal auf der elf. Während Spieth' Annäherungsschlag 15 Meter von der Fahne entfernt liegen blieb, kam Stenson bis auf einen Meter ans Loch heran. „Da denkst du, du hast eine gute Chance, etwas Boden gutzumachen. Aber dann spielt er den Ball mitten ins Loch“, schildert Stenson die entscheidende Szene.
Am Ende baute Spieth seinen Vorsprung auf vier Schläge aus, gewann als jüngster Spieler der Geschichte den FedExCup und holte sich die Weltranglistenführung zurück. „Das ist unglaublich. Ich kann nicht abwarten, diesen Erfolg zu feiern“, freute sich der damals 22-Jährige auf die Siegesfeier mit seiner Familie und Freunden aus der Highschool.
Die Favoriten
Die Wettanbieter sind sich weitgehend einig: Top-Favorit auf den Sieg bei der Tour Championship und damit gleichzeitig auf den Gewinn des FedExCup ist Dustin Johnson. Durch seinen beeindruckenden Sieg bei der BMW Championship hat DJ unmittelbar vor dem Saisonfinale die Führung in der FedExCup-Wertung übernommen. „Ich habe großes Selbstvertrauen in jeden Teil meines Spiels“, erklärt der 32-Jährige.
Bei den Wettquoten wird Johnson dicht gefolgt von Rory McIlroy. Der Nordire beendete bei der Deutsche Bank Championship seine über ein Jahr währende Sieglosserie auf der US Tour und scheint rechtzeitig vor dem Saisonfinale und dem Ryder Cup seine Form zu finden.
Überdurchschnittlich gute Chancen rechnen die Wettbüros auch Jason Day, Jordan Spieth und Adam Scott aus. Vor allem Day wäre womöglich etwas höher eingestuft worden, wenn er bei der BMW Championship nicht während der Finalrunde wegen Rückenproblemen aufgegeben hätte. Bei dem Australier besteht die Unsicherheit, ob er 100 Prozent fit nach Atlanta kommt.