Wen küsst Fortuna in diesem Jahr?
Der größte Glückspilz des vergangenen Jahres auf der US Tour könnte Smylie Kaufman gewesen sein. Der junge US-Amerikaner gewann im Glücksspielparadies Las Vegas nach einer furiosen Aufholjagd sein erstes PGA-Turnier. In dieser Woche tritt er erstmals als Titelverteidiger an. Zu den Favoriten im TPC Summerlin zählen aber auch die „Locals“ Scott Piercy, Charley Hoffman, Ryan Moore und Alex Cejka. Sky zeigt die Shriners Hospitals for Children Open von Donnerstag bis Sonntag exklusiv live und in HD. Kommentar: Irek Myskow.
Das Turnier
Seit 33 Jahren ist Las Vegas ein fester Stopp im Kalender der US PGA Tour. Als die heutigen Shriners Hospitals for Children Open 1983 als Panasonic Las Vegas Pro Celebrity Classic ihr Debüt feierten, schütteten sie das damalige Rekordpreisgeld von 750.000 US-Dollar aus, wie es sich für das glitzernde Glücksspielparadies in Nevada gehört. Im zweiten Jahr knackte das Turnier mit 1.122.500 Dollar als erstes Event überhaupt die Eine-Million-Dollar-Grenze. Das hohe Preisgeld mussten sich die Spieler allerdings auch hart erarbeiten, da die Veranstaltung ursprünglich über fünf Runden und 90 Löcher ausgetragen wurde. Erst seit 2004 sind auch in Las Vegas die üblichen vier Runden Standard.
Premierensieger war 1983 der zweifache Major-Gewinner Fuzzy Zoeller. Mit Curtis Strange, Greg Norman, Paul Azinger, Davis Love III und Jim Furyk trugen sich weitere Major-Champions in die Siegerliste ein. Historisches ereignete sich im Jahr 1996, als ein 20-jähriger Jungspund sich im Stechen gegen Davis Love III durchsetzte. Es war der erste Sieg auf der US PGA Tour für den späteren 14-fachen Major-Champion Tiger Woods. Heutzutage sind die Shriners Hospitals for Children Open mit 6,6 Millionen US-Dollar dotiert und der Sieger erhält alleine 1.200.000 Dollar.
Der Platz
Seit 2008 ist der TPC Summerlin im Westen von Las Vegas alleiniger Austragungsort der Shriners Hospitals for Children Open. Als ein Tournament Players Club war der 6.604 Meter lange Platz von vornherein so konzipiert, dass er ein Turnier der PGA Tour beherbergen kann. Der TPC Summerlin ist daher als Stadionkurs angelegt, bei dem geschickt platzierte Hügel den Zuschauern eine ideale Sicht auf die Bahnen und Grüns bieten, die sich durch trockene Bachläufe und kleine Schluchten schlängeln. Zu den Eigenheiten der TPC-Kurse gehört meist auch, dass vor allem die letzten Löcher zu den anspruchsvollsten und beeindruckendsten gehören. So soll vor allem zum Ende der Finalrunde ein Höchstmaß an Spannung garantiert werden.
Beim TPC Summerlin sind es die Löcher 15 bis 18, die den Charakter des Platzes ausmachen und für ein anspruchsvolles, abwechslungsreiches und attraktives Finish sorgen. Die 15 ist ein kurzes Par 4, dessen Grün vom Abschlag aus erreichbar, jedoch von fünf Bunkern geschützt ist; auf der 16, einem Par 5, bietet sich eine gute Birdie-Chance, da das hinter einem Wasserhindernis gelegene Grün gut mit dem zweiten Schlag zu treffen ist; das sogenannte „Signature-Hole“ des Kurses ist die 17, ein 180 Meter langes Par 3, das auf der linken Seite von einem See und rechts von Bunkern umgeben ist; das abschließende Loch ist ein 410 Meter langes Dogleg nach links, bei dem ebenfalls ein See auf der linken Seite im Spiel ist.
Der Titelverteidiger
Las Vegas war der passende Ort für das Schauspiel, das sich im vergangenen Jahr am Schlusstag der Shriners Hospitals for Children Open abspielte. In der Glücksspiel-Metropole in der Wüste Nevadas wollen viele Glücksritter das Schicksal auf ihre Seite zwingen. Die meisten sind Traumtänzer, die mit leeren Händen wieder abreisen. Doch ab und an gelingt es einem von ihnen, die Glücksgöttin Fortuna zu bezirzen und den Jackpot zu knacken.
Zu ihnen gehört Smylie Kaufman, der Las Vegas nach seinem ersten Erfolg auf der US Tour mit 1.152.000 US-Dollar verließ. Sein größter Gewinn war allerdings nicht der Siegerscheck, sondern die sichere Einladung zum Masters. „Das ist unglaublich. Selbst wenn mich jemand nur zu einer Runde auf dem Augusta National eingeladen hätte, wäre ich ausgeflippt. Und nun darf ich sogar beim Masters mitspielen, das ist doch ein Witz“, flippte Kaufman aus.
Dass es dazu kommen würde, war nicht abzusehen, als er zwei Stunden vor dem Führenden Brett Stegmaier mit sieben Schlägen Rückstand in die Finalrunde startete. Als er nach sieben Löchern erst ein Birdie aufweisen konnte, deutete immer noch nichts darauf hin, dass Fortuna ihn als Hauptgewinner erwählt hatte. Das Schicksal wendete sich mit zwei Birdies an Loch acht und neun. Da sagte ihm sein Caddie, dass er glaube, er könne auf der zweiten Hälfte einen richtigen Lauf bekommen. „Und das tat ich“, staunte der Sieger, der fünf weitere Birdies und ein Eagle auf seiner Scorekarte notierte und mit 16 unter für das Turnier die Führung übernahm.
Danach folgte allerdings der schwerste Teil des Tages. Er musste warten, ob einer seiner Konkurrenten ihn noch ein- oder überholen würde. „Es war extrem lang und ich konnte gar nichts machen. Das war viel stressiger als auf der Runde. Ich habe mich gefühlt, als ob ich ein Football-Match der LSU angeschaut hätte“, erklärte der ehemalige Top-Golfer der Louisiana State University.
Die Favoriten
Wie jedes Jahr sind in Las Vegas viele Stars der US Tour dabei wie etwa der erfolgreiche US-Ryder-Cup-Kapitän Davis Love III und sein Teammitglied Brooks Koepka, der aktuelle PGA Champion Jimmy Walker, weitere Major-Champions wie Ernie Els, Webb Simpson (Shriners-Sieger 2014), Keegan Bradley, Vijay Singh und Graeme McDowell sowie mit Billy Horschel ein ehemaliger FedExCup-Champion.
Zu den Favoriten im TPC Summerlin gehören aber vor allem drei „Locals“, die den Platz besonders gut kennen, nämlich Scott Piercy, Charley Hoffman und Ryan Moore. Die beiden Letzten leben nicht nur in Las Vegas, sondern haben auch an der Universität von Nevada in Las Vegas studiert und im Uni-Golf-Team gespielt. „Dieses Turnier hätte ich für immer gespielt, bis ich es gewonnen hätte. Ich wollte hier unbedingt gewinnen. So geht es, glaube ich, allen UNLV-Spielern“, erklärte Moore nach seinem Sieg 2012 die besondere Beziehung zu seinem Heim-Turnier.
Der deutsche Teilnehmer
Ein Heimspiel sind die Shriners Hospitals for Children Open auch für Alex Cejka. Das Turnier findet quasi „vor meiner Haustür“ statt, wie der Deutsche sagt. Vor gut zehn Jahren zog es Cejka aus Florida zunächst nach Bullhead City, etwa 150 Kilometer südlich des Spielerparadieses. „Ich finde die Gegend um Las Vegas richtig gut“, erklärt der 45-Jährige. Später zog er dann direkt nach Summerlin und trainiert seither regelmäßig auf dem TPC. Mit Heimvorteil erreichte Cejka im vergangenen Jahr Rang zwei. Dieses Ergebnis würde er gerne noch toppen. Cejka ließ daher die Sanderson Farms Championship in der letzten Woche aus und bereitete sich stattdessen intensiv auf die Shriners Hospitals for Children Open vor.