Drei Deutsche gegen die spanische Übermacht
Die Open de España zu gewinnen, ist für jeden Spanier das Größte. In dieser Woche sind im Real Club Valderrama allein 23 Lokalmatadore dabei. Von ihnen haben erst drei das Turnier gewonnen. Neben der spanischen Phalanx sind viele weitere internationale Stars nach Sotogrande gekommen, darunter mit Martin Kaymer, Marcel Siem und Maximilian Kieffer auch drei erfolgshungrige Deutsche. Sky überträgt das Turnier ab Donnerstag exklusiv live und in HD. Kommentar: Adrian Grosser.
Das Turnier
Die Open de España haben eine lange Tradition. Seit 1912 gibt es die offenen Meisterschaften Spaniens bereits, und seit der Einführung der European Tour gehören sie zum Turnierkalender dazu. Und nicht nur das, sie waren 1972 sogar das erste offizielle Turnier der Tour. Ihrem hohen Renommee entsprechend zogen die Open de España immer die Top-Stars an. Das zeigt sich auch an der prominenten Siegerliste, in der unter anderen Arnold Palmer, Severiano Ballesteros, Bernhard Langer und Sir Nick Faldo stehen. In diesem Jahr ist der spanische Spitzenspieler Sergio Garcia mit seiner Stiftung Gastgeber des Turniers. Die Open de España sind mit zwei Millionen Euro dotiert, der Sieger erhält 250.000 Euro.
Der Platz
Erstmals in der Geschichte der Open de España ist der Real Club Valderrama Austragungsort des Turniers. Das überrascht, denn der 6.356 Meter lange Par-71-Kurs nahe des Städtchens Sotogrande in Südspanien ist einer der renommiertesten Golfplätze Europas. Er war 1997 Schauplatz des ersten Ryder Cups in Kontinentaleuropa, zweier World Golf Championships und zwischen 1988 und 2008 16 Mal des Volvo Masters, des seinerzeitigen Saisonabschlussturniers der European Tour. Das letzte Mal waren die Pros der European Tour 2011 zum Andalucia Valderrama Masters in Sotogrande. „Es ist eine Schande, dass wir hier fünf Jahre nicht gespielt haben“, findet Gastgeber Garcia, „umso mehr freue ich mich, hierher zurückzukehren.“
Der 1975 von Robert Trent Jones entworfene Platz war nicht von Beginn an der überragende Kurs, der er heute ist. Erst als der Klub 1985 von Jaime Ortiz-Patino gekauft wurde und der Milliardär Trent Jones damit beauftragte, den Platz zu überarbeiten, erwarb sich Valderrama den Ruf als „Augusta Europas“. Die Fairways gelten als die besten in Europa. Die Abschläge seien eine große Herausforderung, sagt auch Martin Kaymer, „man braucht alle Arten von Tee-Shots: Fades, Draws, tiefe, hohe, und selbst wenn man das Fairway trifft, kann man von Bäumen blockiert sein“. Man benötige auf dem Platz eine gute Strategie, erklärt Kaymer. Da die Grüns ziemlich klein seien, gehe es vor allem darum, den Ball gut zu schlagen. „Das ist nie ein Putt-Wettbewerb“, so der 31-jährige Deutsche.
Der Titelverteidiger
Fünf Jahre musste James Morrison auf seinen zweiten Sieg auf der European Tour warten. Fünf Jahre, in denen er beinahe die Tourkarte verlor und erst über die Qualifying-School seine Spielberechtigung behielt. Fünf Jahre, in denen er kaum noch Top-Resultate ablieferte. Dabei war sein Start auf der Tour so vielversprechend. Über die Challenge Tour erwarb er sich für 2010 erstmals die Tourkarte. Schon bei seinem dritten Turnier erreichte er mit Rang vier bei den Africa Open die erste Top-10-Platzierung. Bei seinem sechsten Start gewann er die Madeira Island Open und beim nächsten Turnier erreichte er bei den Open de España das Stechen, das er am sechsten Extra-Loch verlor. Morrison muss damals gedacht haben, dass es immer so weitergeht.
Doch das war nicht der Fall. Umso glücklicher war er über seinen Erfolg bei den Open de España vor zwölf Monaten. „Das fühlt sich hervorragend an“, freute sich der Engländer, „ich habe aus all meiner Erfahrung geschöpft und es endlich vollendet.“ Er habe in den letzten Jahren die eine oder andere Chance gehabt, sich jedoch von äußeren Einflüssen ablenken lassen oder zu viel aufs Leaderboard geschaut, berichtete Morrison. „Diesmal war mein Plan, nur bei meiner Routine zu bleiben. Ich weiß, das ist ein Klischee, aber es stimmt.“ Die 250.000 Euro Preisgeld waren in der vergangenen Saison nicht sein größter Scheck. Den bekam er für Platz zwei bei den Alstom Open de France. In dieser Saison wartet Morrison allerdings noch auf ein Top-Ergebnis.
Die Favoriten
Ganz vorne im Teilnehmerfeld steht Martin Kaymer. Als ehemaliger Sieger des Race to Dubai und zweimaliger Major-Champion ist er der einzige Spieler, der sich über die erste Kategorie für das Turnier qualifiziert hat. Das macht ihn aber noch lange nicht zum alleinigen Turnierfavoriten. Denn das Feld ist sehr stark und ausgeglichen besetzt.
Vor allem die spanischen Lokalmatadore sind bei den Open de España Jahr für Jahr hochmotiviert. Das spanische Kontingent wird von Miguel Ángel Jiménez, Álvaro Quirós und Sergio García angeführt, die alle schon einmal das Turnier gewonnen haben. Rafael Cabrera-Bello, Pablo Larrazábal, Alejandro Cañizares, Gonzalo Fernández-Castaño, José Manuel Lara und Carlos del Moral fehlt der Titel hingegen noch.
Aber auch viele internationale Stars sind im Real Club Valderrama dabei. Sören Kjeldsen etwa, der beim Masters mit Platz sieben ein hervorragendes Ergebnis ablieferte. Weitere Siegkandidaten sind Andy Sullivan, Tommy Fleetwood, Thomas Pieters, Thorbjörn Olesen, Peter Uihlein oder Jaco van Zyl.
Die deutschen und österreichischen Teilnehmer
Deutschland ist bei den Open de España mit drei Spielern vertreten. Neben Kaymer sind auch Marcel Siem und Maximilian Kieffer dabei. Beide hatten seit den Hero Indian Open drei Wochen Pause, um sich gezielt auf das Turnier vorzubereiten. Beide spielen bislang eine eher durchwachsene Saison. Siem konnte immerhin zu Beginn teilweise überzeugen und hat mit Rang fünf bei der Abu Dhabi HSBC Championship auch eine absolute Top-Platzierung vorzuweisen. Bei seinen letzten vier Versuchen scheiterte der 35-Jährige jedoch jeweils am Cut.
Kieffer hingegen spielt grundsolide und hat erst einmal in diesem Jahr den Cut verpasst. Er wartet dagegen noch auf ein Top-Ergebnis. Ein 16. Platz in Abu Dhabi und Rang 15 in Indien waren seine besten Resultate.
Aus Österreich ist Lukas Nemecz dabei.