Kängurus und ein Hybrid-Format
Die Australier gelten als sympathische, aber leicht verrückte Menschen. Da ist es kein Wunder, dass „down under“ ein neues Turnierformat ausprobiert wird. Das ISPS Handa World Super 6 Perth ist ein Hybrid aus Stroke und Match Play. Louis Oosthuizen jedenfalls freut sich auf eine neue Erfahrung und die Kängurus im Lake Karrinyup CC. Sky überträgt das Turnier exklusiv live und in HD. Kommentar: Adrian Grosser.
Das Turnier
Der Zeitraum ist in etwa der gleiche, der Platz ist auch der gleiche und der Sponsor ebenfalls. Und doch ist das ISPS Handa World Super 6 Perth ein vollkommen neues Turnier im Vergleich zum ISPS Handa Perth international, das im vergangenen Jahr zum vierten und letzten Mal ausgetragen wurde. Neu beim World Super 6 ist vor allem der Modus. Das Turnier ist ein Hybrid aus Stroke Play und Match Play.
Die 150 Teilnehmer – je 60 von der European Tour und der Tour of Australasia sowie 30 von der Asian Tour – spielen an den ersten drei Tagen im gewohnten Stroke Play. Nach zwei Tagen wird der Cut bei den besten 65 Spielern und gleichplatzierten gezogen. Nach der dritten Runde gibt es einen zweiten Cut, den nur die Top-24 überstehen. Sollte zwischen mehreren Spielern auf Position 24 Schlaggleichheit herrschen, entscheidet ein Sudden Death Playoff darüber, wer in die vierte Runde einzieht.
Am Finaltag ermitteln die 24 Führenden den Sieger im Match Play. Die Top-8 sind dabei für die zweite Runde gesetzt. Die einzelnen Partien gehen nur über sechs Löcher. Sollte nach sechs Löchern Gleichstand herrschen, fällt die Entscheidung an dem extra für diesen Zweck neu gebauten K.-o.-Loch. Das ist nur 90 Meter lang, der Abschlag befindet sich direkt neben dem Fairway der 18 und es nutzt außerdem das Grün der 18. Sollte nach diesem Loch immer noch Gleichstand herrschen, geht es zurück zum Abschlag der 19. Bahn und der nächste Schlag entscheidet das Match nach dem Motto: Nearest to the Pin. Wer also den Ball näher an die Fahne schlägt, zieht in die nächste Runde ein bzw. gewinnt das Turnier, sofern es im Finale passiert.
„Das Format ist sehr interessant. Viele Spieler haben schon darüber gesprochen. Ich freue mich darauf, dabei mitzuspielen“, sagt Louis Oosthuizen, der im vergangenen Jahr das Vorgängerturnier ISPS Handa Perth International gewann. Der Südafrikaner findet das Experiment absolut lohnenswert: „Alles was Golf spannender macht und junge Leute anspricht, ist eine gute Sache.“
Das World Super 6 ist mit 1,75 Millionen Australischen Dollar dotiert, das sind umgerechnet etwa 1,25 Millionen Euro. Der Sieger erhält gut 190.000 Euro.
Der Platz
Einer der Gründe für die Beliebtheit des ISPS Handa Perth International war der Austragungsort. Für das neue Turnier ist man daher im Lake Karrinyup Country Club geblieben. Der Platz wurde 1924 von Keith Baker rund um den Lake Karrinyup erbaut. „Careniup“ bedeutet in der Sprache der Noongar, der indigenen Einwohner Süd-West-Australiens, „der Ort, an dem die Bush-Kängurus grasen“. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Die Kängurus lassen sich auch von den Golfern im Lake Karrinyup CC nicht aus ihrem Gebiet vertreiben und sind sowohl neben als auch auf den Fairways ständige Begleiter der Sportler.
Der sehr wellige Championship Course wurde im Jahr 2007 von dem Australier Mike Clayton einer Runderneuerung unterzogen. Der ehemalige Profi-Golfer überarbeitete alle
Grüns und Bunker und verlängerte oder verkürzte auch einige Fairways. Herausgekommen ist laut seiner Einschätzung ein Golf-Platz, der den Spielern ein paar Fragen stellt. „Die Spieler, die den Ball so anschneiden können, wie es dem jeweiligen Loch entspricht; die sich auf die ständige Meeresbrise einstellen und den Ball an der richtigen Position auf den weiten Fairways platzieren können, von wo aus die Fahne angegriffen werden muss, die werden dafür belohnt werden“, verspricht Clayton.
Das Feld
Louis Oosthuizen, Open Champion von 2010, ist der Star beim ISPS Handa World Super 6 Perth. Der Südafrikaner, aktuell die Nummer 25 der Weltrangliste, ist aber nicht der am höchsten platzierte Spieler. Das ist der Schwede Alex Noren. Der hatte sich mit vier Turniersiegen im zweiten Halbjahr 2016, darunter der Erfolg bei der Nedbank Golf Challenge, unter die Top-10 der Welt gespielt. Mittlerweile ist er zwar wieder auf Rang elf zurückgestuft, aber natürlich ist er neben Oosthuizen der große Favorit in Perth. Weitere Siegkandidaten sind Marcus Fraser, Sam Brazel und Thorbjörn Olesen.
Aus Deutschland sind zwei Spieler am Start. Wobei das bei David Klein etwas irreführend ist. Er ist zwar Deutscher, hat aber eine deutlich kürzere Anreise nach Australien als Sebastian Heisele. Klein lebt seit seinem zwölften Lebensjahr in Neuseeland. „Ich fühle mich als Neuseeländer und als Deutscher“, sagt der 25-Jährige. Im vergangenen Jahr gewann er auf der Tour of Australasia die Coca-Cola QLD PGA Championship und beendete das Jahr auf Rang 40. Das sichert ihm einen Platz im Feld des World Super 6.
Heisele, der zweite Deutsche im Feld, hat sich über die Qualifying School die prinzipielle Spielberechtigung auf der European Tour erworben. Sein Ranking als Nummer 19 der Q-School reicht aber nicht für alle Turniere auf der Tour. So spielt der 28-Jährige in dieser Woche erst sein drittes Turnier der Saison. Seine bisherigen Ergebnisse: Platz 17 bei der Alfred Dunhill Championship im Dezember und ein verpasster Cut bei der BMW SA Open im Januar.