Spaß mit Stars
Als Bing Crosby 1937 zur ersten National Pro-Am Championship einlud, konnte der berühmte Entertainer nicht ahnen, welch großer und lang anhaltender Erfolg der Veranstaltung beschieden sein würde. Mittlerweile heißt das Turnier AT&T Pebble Beach National Pro-Am und hat nichts von seiner Attraktivität verloren. Die liegt nicht zuletzt an der langen Liste von Stars aus Sport und Showbiz, die jedes Jahr mit den Top-Golfern der US PGA Tour auf die Runde gehen. Sky überträgt exklusiv live und in HD aus Monterey, Kalifornien. Kommentar: Carlo Knauss.
Das Turnier
Der Golfsport in den USA hat seine große Popularität unter anderen Bing Crosby zu verdanken. Der weltbekannte Sänger und Schauspieler war ein leidenschaftlicher Golfer und steckte viele andere mit seiner Begeisterung an. 1937 lud er Freunde und Klubmitglieder des Lakeside GC in Hollywood zur ersten Pro-Am Championship nach Rancho Santa Fe ein und spendete 3.000 US-Dollar aus eigener Tasche als Preisgeld, um einige Profis anzulocken.
Die Premierenveranstaltung war ein überwältigender Erfolg und so entwickelte sich daraus unversehens ein jährliches Turnier mit vielen illustren Gästen. Stammgast beim heutigen AT&T Pebble Beach National Pro-Am ist zum Beispiel der Schauspieler und Komiker Bill Murray. Wenn der 66-Jährige auf die Runde geht, sind weder Zuschauer noch Mitspieler vor seinem Humor sicher.
Es kann schon einmal vorkommen, dass Murray seinen Putter als Queue benutzt oder dass er eine Gruppe Zuschauer animiert, mit ihm Hula Hoop zu tanzen, während Schauspielerkollege Kevin Costner sich auf seinen Abschlag konzentriert. Der Komiker sucht den Dialog mit den Zuschauern und seinen Flight-Partnern, ob es ihnen passt oder nicht. Die meisten Fans lieben Murray, weil er die Turniere mit einer Spur Humor würzt, die auf der Tour angesichts der Millionensummen selten geworden ist. „Ich fühle mich verpflichtet, die Leute zu unterhalten“, erklärt der Schauspieler, der auch äußerlich oft aus dem Rahmen fällt, wenn er mit verwegenen Hüten oder in Overalls auf die Runde geht. Die Zuschauer akzeptieren seine Späße auch deshalb, weil sie wissen, dass Murray das Spiel ebenso liebt wie Turniergründer Bing Crosby.
Die Plätze
Bereits 1947 zog das Turnier aus dem Süden Kaliforniens knapp 700 Kilometer die Küste hinauf nach Monterey um, wo es auf drei Golfplätzen auf der Monterey-Halbinsel ausgetragen wird. Der Pebble Beach Golf Links, der dem Turnier seinen Namen gibt, ist als einziger Kurs jedes Mal als Austragungsort dabei gewesen.
Der Platz gehört unzweifelhaft zu den schönsten der Welt. Das Panorama, das sich Spielern und Zuschauern bietet, ist atemberaubend. Der 1919 erbaute Platz schmiegt sich an die zerklüftete Küste mit schmalen Fairways auf den Kliffs und fantastischen Aussichten aufs Meer und die Carmel Bay.
Durch die exponierte Lage spielt der Seewind regelmäßig eine entscheidende Rolle. Doch angesichts der Einzigartigkeit des Ortes nehmen die Profis das gerne in Kauf. „Wenn ich nur noch eine einzige, allerletzte Golfrunde zu spielen hätte, dann würde ich sie in Pebble Beach spielen“, schwärmt Golf-Legende Jack Nicklaus.
Die beiden anderen Plätze sind der Shore Course des Monterey Peninsula Country Club und der Spyglass Hill Golf Course.
Der Titelverteidiger
Vaughn Taylors Sieg im vergangenen Jahr beim AT&T Pebble Beach Pro-Am mutet wie eine Golfversion von Aschenputtel an. Der US-Amerikaner hatte seit 2005 kein Turnier mehr gewonnen, seine Tourkarte und seinen Ausnahme-Status verloren und musste kurz vorher bei einem Event der web.com Tour krankheitsbedingt absagen. Beim AT&T Pebble Beach Pro-Am hatte er keinen Startplatz sicher und kam nur als Nachrücker ins Feld.
Damit nahm das moderne Märchen seinen Lauf. Taylor startete ordentlich ins Turnier und steigerte sich dann von Runde zu Runde. Vor dem Finale sah es trotzdem nicht so aus, als ob er in den Titelkampf eingreifen könnte, immerhin lag er sechs Schläge hinter Spitzenreiter Phil Mickelson. Doch Taylor verkürzte den Abstand sukzessive und mit vier Birdies in Folge, darunter ein Zehn-Meter-Putt, ging er in Führung und legte die Messlatte im Klubhaus bei 17 unter Par.
Mickelson war nun unter Druck. Mit einem Birdie auf der 17 verkürzte er seinen Rückstand auf einen Schlag. Auf der 18 benötigte „Lefty“ also ein Birdie, um ins Stechen einzuziehen. Doch Mickelson verpasste aus knapp zwei Metern das Loch und „Cinderella“ Taylor holte seinen dritten Tour-Sieg. „Ich habe nicht gedacht, dass das passieren würde“, sagte der überglückliche Sieger, „ich habe so hart gearbeitet und wurde doch nur wieder niedergeschlagen und niedergeschlagen. Ich kann nicht glauben, dass es heute tatsächlich geschehen ist.“
Das Feld
Das Pro-Am-Format blieb dem Turnier von Beginn an erhalten. Insgesamt nehmen am AT&T Pebble Beach National Pro-Am je 156 Profis und Amateure teil, die in Zweierteams auf die Runde gehen. Unter den Amateuren sind stets um die 30 Prominente, in diesem Jahr etwa Dauergast Murray sowie seine Schauspielerkollegen Justin Timberlake, Andy Garcia, Josh Duhamel und Mark Wahlberg, die Musiker Huey Lewis und Kenny G. sowie ehemalige und aktive Sportgrößen wie Surfweltmeister Kelly Slater, Eishockeylegende Wayne Gretzky, die Quarterbacks Aaron Rodgers und Peyton Manning oder Tennis-Ass Andy Roddick.Ein besonderer Stargast ist Bill Belichik, der Trainer des Super-Bowl-Siegers New England Patriots.
Diese prominenten Namen locken nicht nur viele Zuschauer an, sondern sind auch für viele Golf-Pros eine große Verlockung. Das AT&T Pebble Beach National Pro-Am kann daher immer ein mit vielen Stars besetztes Teilnehmerfeld präsentieren. In diesem Jahr sind neben dem Weltranglistenersten Jason Day auch die Nummer vier Dustin Johnson, die sechs Jordan Spieth und die zehn Patrick Reed dabei. Zu den Top-Favoriten in Monterey gehören die mehrfachen Sieger Phil Mickelson (1998, 2005, 2007 & 2012), Dustin Johnson (2009 & 2010) und Brandt Snedeker (2013 & 2015) sowie der Sieger von 2014 Jimmy Walker.
Einziger Deutscher im Feld ist Alex Cejka. „Ich liebe dieses Turnier“, sagt der 46-Jährige, dem vor sechs Jahren zum Turnierauftakt ein Albatros (drei Schläge unter Par) glückte. „Es waren vier Platzrichter und vielleicht drei oder vier Zuschauer dabei. Als der Ball Richtung Loch lief, wurden sie lauter und lauter, und plötzlich rissen alle ihre Arme in die Luft“, beschreibt er seinen unglaublichen Start an Loch 10 des Monterey Peninsula Country Club.