Interview mit Adam Stubley

Adam Stubley ist ein äußerst vielseitiger Künstler. Im Mittelpunkt seines Schaffens stehen Skulpturen, für die er unterschiedlichste Materialien verarbeitet. Schon mehrfach schuf er Werke, die auf den Tier- und Umweltschutz aufmerksam machten. In der Dokumentation "Dead Sea – Kunst für die Meere" kreiert er einen Delfin mit Müll. Mit Sky Arts HD sprach Stubley über seine Arbeit und darüber, warum Plastik nicht ins Meer gehört.

Sky Arts HD: Letztes Jahr haben Sie für das Tollwood-Festivals in München einen acht Meter hohen Wal aus Plastikflaschen geschaffen. Die Skulptur thematisiert die Meeresverschmutzung durch Plastikmüll. Was veranlasste Sie, sich als Künstler mit diesem Thema auseinanderzusetzen?

Adam Stubley: Das lag für mich nahe. Mein Großvater hatte ein Ferienhaus am Meer. Als Kind war ich oft dort und jeden Tag am Strand. Bei Ebbe bildeten sich Rock Pools, die voll waren mit Krebsen, Muscheln, Seesternen und anderen Meerestieren. Das hat mich damals schon fasziniert.

Sie stellen viele großformatige Skulpturen her. Wie kam es dazu?

Das ergab sich über das Tollwood-Festival, für das ich immer wieder Skulpturen für den Eingangsbereich mache. Das Festival steht jedes Mal unter einem bestimmten Thema und ich arbeite dazu.

Mit vielen unterschiedliche Materialien.

Ja, ich arbeite mit allen Materialien, Metall, Stein, Holz, Glas und Wasser. Kein Problem. Viele Skulpturen fangen einfach mit einer Skizze an. Viele Probleme erkenne ich schon beim Entwerfen und kann sie irgendwie lösen. Bevor ich richtig anfange, weiß ich ungefähr, was auf mich zukommt.

Wo haben Sie gelernt, mit so vielen Stoffen zu arbeiten?

Mit einer Metalllehre habe ich angefangen, sie aber nicht fertig gemacht. Es war mir zu dreckig. Dann bin ich in eine Holzwerkstatt gegangen und habe jahrelang Holz verarbeitet. Später habe ich zehn Jahre lang Antiquitäten restauriert. Anschließend kam ich zum Messebau, wo ich mit allen möglichen Materialien gearbeitet und dabei alle Fehler schon gemacht habe ...

Woher nehmen Sie Ihre Ideen?

Oft gibt es bestimmte Anfragen. Dann denke ich mir was aus. Wir besprechen, wie es aussehen soll, die Dimensionen, wie es ankommen soll.

Welche Reaktionen erhalten Sie auf Skulpturen wie den Wal?

Ich bekomme sehr viel Feedback. Manchmal stehe ich in der Menge und höre zu, was die Leute sagen. Vor allem Kinder verstehen das. Die Eltern finden das vor allem groß und hübsch, aber die Kinder, die denken sich schon was. Die Kinder werden ein Problem mit dem Plastik bekommen, ein Monsterproblem. Jedes Jahr fließen acht Millionen Tonnen Plastik ins Meer. Das muss sich ändern. Eine Plastiktüte wiegt vielleicht zwei Gramm, eine PET-Flasche fünf oder zehn Gramm. Wie kann es sein, dass solche Mengen Plastik ins Meer kommen?

In der Dokumentation "Dead Sea – Kunst für die Meere" kommen auch Wissenschaftler zu Wort. Die Information über die Fakten ist eine Herangehensweise an das Thema. Die Kunst ermöglicht einen anderen Zugang. Wie würden Sie diesen beschreiben?

Der Künstler muss die Leute einfach darauf aufmerksam machen, dass das so nicht geht. Ich arbeite in der Dokumentation an einem lebensgroßen Delfin. Er besteht aus einem Metallgerüst. Ich möchte ihn mit durchsichtiger Plastikfolie umspannen und mit buntem Plastikmüll füllen. Die wissenschaftlichen Fakten sind sehr wichtig. Ich habe keine Lösungen für das Problem, aber ich kann mit meinen Skulpturen auf den Missstand aufmerksam machen. Wenn es dann bei den Erwachsenen und Kindern "Klick" macht, dann habe ich mein Ziel erreicht.

Kann man sagen, dass sich Ihre Kunst dem Problem eher spielerisch nähert oder emotional?

Spielerisch? Ja, warum nicht. Emotional? Auch. Aber ich hoffe, dass meine Kunst auch ein bisschen lehrt, dass die Leute realisieren, dass unvorstellbare Mengen Plastik in die Meere gelangen. Ich habe selber Müll an der Adria gesammelt, für ein Kunstwerk. Da waren Klobürsten. Was machen die da? Ich verstehe das nicht. Die kamen mit dem Fluss ins Meer und endeten am Strand. Aber im Meer ist noch viel mehr Müll.

Ihre Werke wirken auf den ersten Blick ästhetisch ausgesprochen ansprechend. Man könnte sich auch eine Kunst zu diesem Thema vorstellen, die bewusst hässlich ist. Aber das ist nicht Ihr Anliegen?

Der Delfin soll ansprechend und schön gemacht sein – aber auch die Message tragen. Dann macht es einen Sinn.

Interview: Dirk Buhrmann

Sky Ocean Rescue Week

Kein Ozean aus Plastik!

Sky setzt sich für saubere Meere ein und startet vom 23. bis 30. Juni die "Sky Ocean Rescue Week". Im Rahmen des Projekts zeigt Sky Filme und Dokumentationen zum Thema Umweltschutz, wie unter anderem die Dokumentation "Dead Sea - Kunst für Meere".

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